»… ein altes aber sehr ansehnliches Gebäud, unter dem sich ein gedoppelter Keller befindet, darinnen die Fürstlichen Weine liegen.« Magister Johann Hofmann über den Rittersaal, »Trorbachische Ehren-Säul«, 1669. Heute ist der 1350 erbaute Rittersaal Sitz des Weingut Böcking.
Kollorierter Stich von Bodmer
Das ehemalige barocke Stammhaus der Böckings, das Johann Adolph Böcking (1695–1770) in Trarbach 1750 errichten ließ, ist heute die Heimat des Mittelmoselmuseums.
»… ein altes aber sehr ansehnliches Gebäud, unter dem sich ein gedoppelter Keller befindet, darinnen die Fürstlichen Weine liegen.« Magister Johann Hofmann über den Rittersaal, »Trorbachische Ehren-Säul«, 1669. Heute ist der 1350 erbaute Rittersaal Sitz des Weingut Böcking.
SCHICKSALHAFT: UNSERE GESCHICHTE
Die Böckings: Tradition mit Zukunft
Ihren unternehmerischen Anfang nahm die Böcking’sche Familiengeschichte in Trarben-Trarbach Anfang des 17. Jahrhundert mit der Gründung ihres Handels- und Wechselcomptoirs.
Die Tatsache, dass sie über Generationen die Funktion herzöglicher Landeskassierer innehielten, ermöglichte den Böckings ferner, ein außerordentlich lukratives Bankgeschäft zu betreiben.
Das 18. Jahrhundert bildete die Blütezeit der Böcking’schen Historie, in der sie ihren größten Einfluss auf das Wohl Traben-Trarbachs hatten.
Ihr kluges und weitsichtiges Handeln sowie die Tatsache, dass Traben-Trarbach eine protestantische Enklave inmitten eines katholischen Hoheitsgebietes bildete, machten sie schließlich auch zum ersten Ansprechpartner für den Weinhandel mit England, den Niederlanden, dem preußischen Königshaus (Heinrich Böcking verband eine persönliche Beziehung mit Friedrich Wilhelm IV.) und der protestantischen Kirche.
Als es Mitte des 19. Jahrhunderts schien, der Weinhandel wäre ein sicheres, nahezu selbst laufendes Geschäft, zögerten die Böckings nicht, sich weiter primär dem Weinanbau zu widmen. So erwarb die Familie zu den bereits seit rund 150 Jahren vorhandenen Besitztümern mit hervorragenden Lagen wie den Ungsberg und den Schlossberg in Trarbach sowie der Wintricher Geyerslay, weitere Flächen, die allesamt schon damals einen Ruf als absolute Spitzenlagen innehielten – wie zum Beispiel in Brauneberg.
Auch der heutige Gutssitz mit dem »Rittersaal« – dem größten mittelalterlichen Profanbau der Mittelmosel, erbaut um 1350 von den Grafen Sponheim – ging samt Kellereihof in den Besitz der Böckings über. Dem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1857 konnte der Bau größtenteils standhalten, sodass auch heute sowohl Keller als auch Magazin in Böcking’scher Nutzung sind. Der 400 m2 große Saal im obersten Teil blieb mit seinen Grundmauern zwar nur fragmental erhalten, hat aber dank des wiedererrichteten Daches auch heute nichts von seinem mystisch-romantischen Ambiente eingebüßt.
Ein Indiz für den immensen Gutsbesitz der Böckings liefert das Testament von Adolph Böcking von 1903, in dem sein Vermögen auf 900.000 Mark (rd. 18 Mio. Euro) beziffert wird. Und genau mit dessen Tod drohte dieses Erbe auch Anfang des 20. Jahrhunderts schleichend in eine belanglose Nostalgie zu versinken, da mit ihm der unternehmerische Geist der Böckings nach mehr als zehn Generationen langsam zu versiegen begann.
Doch mit der Übernahme durch die Böcking-Nachfahren – den Freiherren von Marschall und den Zirkles – erfährt das Weingut Richard Böcking seit 2012 seine Renaissance. Und mit den Böcking’schen Spitzenlagen auf Ungsberg, Schloss- und Burgberg auch einen Riesling bester Güte.